Haspa-Mitarbeiterin Sandra Korb über ihr Engagement im SOS-Kinderdorf Dulsberg, warum die Gesellschaft von Mitgestaltung lebt und einen süßen Einfall in der Lockdown-Phase.
Leon guckt einen Moment angestrengt auf seine Rechenaufgabe, bevor er schließlich stolz die Lösung aufs Papier bringt. Der Achtjährige ist Besucher der Hausaufgabenhilfe des SOS-Kinderdorfes in Dulsberg. Hausaufgabenbetreuerin Sandra Korb lobt seine Rechenleistung: „Das hast du ganz toll gemacht, die nächsten Aufgaben schaffst du auch.“
Die Eilbekerin engagiert sich seit fünf Jahren ehrenamtlich im SOS-Kinderdorf. Zweimal in der Woche hilft sie hier Kindern beim Lesen, Rechnen und Schreiben – natürlich alles ganz Keimfrei und mit geltenden Abstandsregeln. „Leon und ich hatten gleich einen guten Draht zueinander und vielleicht war auch deshalb der Erfolg beim Lernen schnell da“.
Überall in dem kleinen Raum in der Stormarner Straße liegen farbige Zettel, Buntstifte und Kinderbücher herum. Auf dem Boden stapeln sich Kinderspiele, daneben ein bemalter Flipchart. „Natürlich machen wir auch mal eine Pause und spielen – es soll uns ja allen auch Spaß machen“, sagt Sandra Korb mit einem selbstironischen Augenzwinkern. Mit der Hausaufgabenhilfe möchte die kinderliebe Ehrenamtliche Menschen im Stadtteil unterstützen und Eltern helfen, die im Homeschooling vielleicht nicht die Möglichkeit haben, ihre Kinder zu fördern.

Engagement auch während der Corona-Zeit
Bevor die Corona-Krise unseren Alltag auf den Kopf gestellt hat, leitete sie auch noch eine Kochgruppe im SOS-Kinderdorf und trug dazu bei, dass ihre Schützlinge einmal die Woche eine gesunde und selbstgekochte Mahlzeit erhalten. Dabei ging es nicht nur ums Kochen: „Ich versuche, den Kindern zuzuhören, Halt zu geben und die Zeit mit möglichst viel Spaß auszufüllen“, erklärt die Hobbyköchin mit einem Lächeln im Gesicht. „Zu unserem Kochabend gehörte auch, dass jeder etwas Schönes von seinem Tag berichtet.“
Alle Kinder genossen die Zeit beim Kochen und das Zusammensein – jedoch ist das angesichts der Corona-Zeit nun leider erstmal nicht mehr möglich. „Ich hatte mich dann gefragt: Wie kann ich anders als früher das SOS-Kinderdorf unterstützen“, erzählt Sandra Korb. In der ersten Phase des Lockdowns machte sie den Kindern mit einer Bastelei den Alltag etwas bunter. Dafür erstellte sie eine Anleitung, wie man aus einer Toilettenpapierrolle und ein paar anderen Utensilien einen Osterhasen fertigen kann. „Ich habe alle Materialien besorgt und zusammen mit der Anleitung in Basteltüten verstaut, die 15 Kinder dann vor ihrer Haustür vorfanden“.
„Wer von uns wünscht, dass eine bessere Welt geschaffen wird, muss mit eigenen Händen mitbauen.“
Herman Gmeiner, Gründer SOS-Kinderdorf.
Warum sie sich ehrenamtlich engagiert? Ein Zitat von SOS-Kinderdorf-Gründer Herman Gmeiner bringt es für die Ehrenamtliche auf den Punkt: „Wer von uns wünscht, dass eine bessere Welt geschaffen wird, muss mit eigenen Händen mitbauen.“ Das Spenden allein hat ihr irgendwann nicht mehr gereicht. „Ich wollte mit meinen eigenen Händen anpacken und in Hamburg was bewegen. Außerdem arbeite ich einfach gern mit Menschen, das gibt mir so viel.“ Haupt- und Ehrenamtliche arbeiten Hand in Hand. „Das fühlt sich an wie Familie. Wir sind sehr herzlich miteinander, respektvoll und interessiert am Anderen.“
Mit dem Ehrenamtspreis ausgezeichnet
Hauptberuflich arbeitet die engagierte Frau im internen Vertriebsmanagement der Haspa am Wikingerweg. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen helfen ehrenamtlich anderen Menschen und sorgen so für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.“ Um diesen Einsatz zu würdigen, vergibt die Haspa jedes Jahr an zehn Kollegeninnen den Haspa-Ehrenamtspreis.
Bereits zum sechsten Mal wurde der Preis vergeben. Die Gewinner erhalten 1.000 Euro für konkrete Projekte oder Vorhaben ihrer Einrichtung. Dieses Mal war auch Sandra Korb unter den zehn Preisträger*innen. „Die Spende können wir im SOS-Kinderdorf in dieser schwierigen Zeit sehr gut gebrauchen“, sagt Korb erfreut. „Mit dem Geld wollen wir zum Beispiel die Lernmaterialien für die Hausaufgabenbetreuung aufstocken.“
„Viele meiner Kolleginnen und Kollegen helfen ehrenamtlich anderen Menschen und sorgen so für Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.“
Sandra Korb, Ehrenamtspreisträgerin.
Das SOS-Kinderdorf weiter stärken
Weil bisher Unterkünfte für die stationäre Unterbringung fehlen, baut das SOS-Kinderdorf in Hamburg ein neues Haus – den Hafen für Familien. Am Straßburger Platz finden bis zu 18 Kinder in drei Kinderdorf-Familien ein neues Zuhause, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren Familien leben können. Außerdem entsteht ein neues Familienzentrum, das Platz für einen Kinderkleiderladen, zahlreiche Kurs-, Beratungs-, Hausaufgaben-, Musik- und Freizeitangebote bietet. Das Projekt wird komplett durch Spenden finanziert. Deshalb warben Prominente wie die Band „Revolverheld“ oder Liedermacher Rolf Zuckowski um Unterstützung.
Großzügige Geldgeber dürfen sich sogar auf Fischen an der Wand der Eingangshalle verewigen. Oder per „Ankerstein“ ein Teil des „Walk of Help“ werden, der den Weg ins neue Familienzentrum weist. Einen Ankerstein erhalten zum Beispiel die PR-Agentur Faktenkontor und die Haspa. Insgesamt 100.000 Euro stellt die Haspa zur Verfügung. „Meinem Arbeitgeber liegt es am Herzen, Verantwortung für die Entwicklung des SOS-Kinderdorfes zu übernehmen“, erklärt Sandra Korb und freut sich über die Unterstützung.
Wer die Spannung nicht mehr aushält oder sich jetzt fragt, wie ein Heimathafen für Kinder überhaupt aussehen könnte, für den hat die ehrenamtliche Helferin einen Tipp: „In einem Malwettbewerb hat die Haspa zusammen mit dem SOS-Kinderdorf kreative Köpfe im Alter von fünf bis zwölf Jahren gebeten, ihre Vorstellung zu Papier zu bringen.“ Rund 310 Kinder haben ihrer Kreativität freien Lauf gelassen. Die schönsten Bilder schmücken nun im Großformat den Bauzaun. Außerdem erhielten die lütten Gewinner des Malwettbewerbs von der Haspa-Filiale in Dulsberg jeweils einen Rucksack mit zwei Kinogutscheinen.